Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung können Sie als Verbraucher viele Fehler machen. Wer nicht den richtigen Tarif wählt, zahlt am Ende nur darauf und bekommt dafür nicht einmal bessere Leistungen. Auch die Risiko- und Gesundheitsfragen, die im Antrag beantwortet werden müssen, sind nicht zu unterschätzen.

Gerade, wenn es später um die Leistungsauszahlung geht. In diesem Artikel erfahren Sie, worauf Sie beim Abschluss einer BU achten sollten, damit Sie einen guten BU-Tarif finden und im Leistungsfall gut abgesichert sind.

Beiträge und Leistungen vergleichen

Als Verbraucher können Sie bei einem Tarifvergleich sehr viel Geld sparen. Das liegt daran, dass die Versicherer keine einheitliche Risikokalkulation haben. Jeder Versicherer kalkuliert einen anderen Beitrag für den jeweiligen Beruf. Die Preisunterschiede sind enorm und liegen nicht selten bei weit über 100 Prozent. Schnelle Transparenz kann Ihnen nur ein Vergleich bringen, wenn Sie nicht bei jedem Versicherer einzeln anfragen möchten. Natürlich sollten Sie die Leistungen dabei nicht vergessen. Doch in den letzten Jahren hat sich am Markt für Berufsunfähigkeits-Versicherungen sehr viel getan.

Das Leistungsniveau der Tarife ist mittlerweile im Topsegment sehr einheitlich. Enorme Preisunterschiede gibt es natürlich noch zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Ärzte zahlen weniger für einen Tarif als Dachdecker. Das liegt an dem geringeren Risiko berufsunfähig zu werden. ONVERSO hat dazu eine interessante Infografik mit einem Kostenvergleich zwischen den einzelnen Berufsgruppen erstellt, welche Sie hier auf der Webseite abrufen können.

Grundsätzlich bleibt aber festzuhalten, dass innerhalb einer Berufsgruppe ein großes Einsparpotenzial besteht, was Verbraucher auf jeden Fall nutzen sollten, um damit eventuell wichtige Zusatzbausteine zu finanzieren. Dazu zählt beispielsweise eine Dynamik, aber auch die sogenannte AU-Klausel kann für bestimmte Zielgruppen interessant sein.

Dynamik nicht vergessen

Wenn Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit 2.000 € monatlicher BU-Rente abschließen, verliert diese jedes Jahr an Kaufkraft. Man spricht hier auch von der sogenannten Inflationsrate, die laut der Europäischen Zentralbank bei durchschnittlich 2 % pro Jahr liegen sollte. Wenn wir von diesem Wert ausgehen, würde die ursprünglich abgeschlossene Berufsunfähigkeitsversicherung nach 20 Jahren nur noch eine Kaufkraft von umgerechnet 1.345,94 € (-32,70 %) haben.

Um dem entgegenzuwirken, sollten Sie einen Tarif wählen, bei dem sowohl eine Beitrags- als auch Leistungsfalldynamik vereinbart werden kann. Auch wenn das mit Zusatzkosten verbunden ist, lohnt sich das im Leistungsfall immer.

AU-Klausel (Optional)

Ein weiterer interessanter Baustein, könnte die sogenannte AU-Klausel sein. Dabei würde die Leistung bereits fällig werden, wenn Sie dem Versicherer nachweisen können, dass Sie über einen definierten Zeitraum krankgeschrieben sind oder waren. Üblicherweise liegt der Zeitraum bei 6 Monaten. Der Vorteil dieser Klausel ist, dass der Nachweis in Form einer Krankmeldung (AU-Bescheinigung) sehr einfach geführt werden kann und Sie dann erst einmal die BU-Rente erhalten. Die Leistung wird aber in der Regel auf einen bestimmten Zeitraum, oftmals 18 – 24 Monate begrenzt. Diese Zeit kann dann in Ruhe genutzt werden, um die eigentliche Berufsunfähigkeitsrente zu beantragen.

Die AU-Klausel ist vor allem für Verbraucher geeignet, die keine allzu großen finanziellen Reserven auf der Seite haben. Denn die Prüfung auf Berufsunfähigkeit kann in manchen Fällen, beispielsweise bei psychischen Erkrankungen, auch mal 8 – 12 Monate dauern. Wenn Sie so einen Zeitraum finanziell nicht überbrücken könnten, wäre die AU-Klausel sicher interessant. Alle anderen können sich den Zusatzbeitrag dafür sparen, da bei guten BU-Tarifen eine rückwirkende Zahlung von Beginn der Berufsunfähigkeit erfolgt. Bei der AU-Klausel handelt es sich also um eine Zwischenfinanzierung.

Gesundheitshistorie sauber aufbereiten

Im Antrag einer Berufsunfähigkeitsversicherung werden jede Menge Fragen zu Ihrem Gesundheitszustand gestellt. Schließlich versichern die Anbieter Ihr höchstes Gut, Ihre Gesundheit. Und deshalb prüfen die Versicherer beim Abschluss einer BU anhand Ihrer Gesundheitsangaben sehr genau, ob Sie versicherbar sind ober nicht.

Noch bevor Sie sich intensiv mit den BU-Tarifen beschäftigen, sollten Sie sich die Zeit nehmen und Ihre persönliche Gesundheitshistorie sauber aufbereiten. Das bedeutet, sämtliche Arztbesuche innerhalb der letzten 5 Jahre müssen zusammengetragen werden. Stationäre Behandlungen werden im Antrag sogar über einen Zeitraum von 10 Jahren abgefragt.

Lesen Sie hier: Warum es ratsam ist, vor Abschluss die Krankenakte einzusehen!

Damit Sie die Angaben strukturiert erfassen können, wenden Sie sich am besten an einen freien Versicherungsmakler. Seriöse Vermittler stellen Ihnen in der Regel kostenlos einen entsprechenden Fragebogen zur Verfügung, in welchen Sie alle relevanten Angaben eintragen können.

Risikoreiche Hobbys oder Auslandsaufenthalte sind ebenfalls relevant

Neben den Gesundheitsfragen möchten die Versicherer auch wissen, ob Sie in Ihrer Freizeit erhöhten Risiken ausgesetzt sind. Kitesurfen, Tauchen, Kampfsport oder Reiten können unter Umständen zu Risikozuschlägen bis hin zu kompletten Ablehnungen führen. Auch wenn Sie beruflich im Ausland tätig sind, kann das den Abschluss einer BU bereits gefährden.

Anonyme Risikovoranfrage durchführen

Wenn Sie alle Angaben zu Ihrem Gesundheitszustand, den Freizeit- und beruflichen Risiken zusammengetragen haben, ist es empfehlenswert zuerst eine anonyme Risikovoranfrage durchzuführen. Idealerweise unterstützt Sie hier ein freier Versicherungsmakler oder ein Versicherungsberater mit entsprechender Erfahrung.

Der Berater wird Ihre Angaben an die relevanten Versicherer weiterleiten und erhält daraufhin ein Votum, aus welchem Sie erfahren, ob und wie Sie versicherbar sind.

Der große Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass Sie sich im Anschluss an die Voranfrage auf die Tarife konzentrieren können, die Sie auch zu akzeptablen Konditionen annehmen würden.

Die Risikovoranfrage wird ohne Angabe von persönlichen Daten wie Name oder Anschrift bei den Anbietern eingereicht. Damit haben Sie auch die Sicherheit, dass Ihre Angaben nicht gespeichert und unter den Versicherern ausgetauscht werden.

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Auf angemessene Höhe der BU-Rente achten

Auch die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente spielt eine ganz wesentliche Rolle beim Abschluss einer BU. Sie sollten darauf achten, dass die Rente im Leistungsfall sämtliche Fixkosten wie Miete, Kleidung, Lebensmittel und Sparverträge sowie Versicherungen abdeckt. Sinnvoll ist es, vorab sämtliche Kostenpositionen zusammenzurechnen. Hier gelangen Sie zu meinem Vergleichsrechner

Zudem müssen Sie berücksichtigen, dass es sich bei der Berufsunfähigkeitsrente um eine Bruttoauszahlung handelt von welchen noch Krankenkassenbeiträge und Steuern abgezogen werden müssen. Steuern werden bei den meisten aufgrund der Ertragsanteilsbesteuerung nicht sonderlich ins Gewicht fallen, dafür die Kosten für Kranken- und Pflegepflichtversicherung umso mehr.

Ein guter Wert für die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente ist für die meisten 80 – 90 Prozent Ihres Nettoeinkommens. Sie sollte aber wirklich individuell rechnen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Die Laufzeit sollte nicht zu kurz bemessen sein

Zudem sollte die Vertragslaufzeit bis zum gesetzlichen Rentenbeginn mit 67 Jahren abgeschlossen werden. Kürzere Laufzeiten sind zwar günstiger, können im Leistungsfall allerdings einen zu großen Schaden verursachen, der geringere Laufzeiten in der Regel nicht rechtfertigen. Denn ein früherer Renteneintritt aufgrund Berufsunfähigkeit wäre nur möglich, wenn Sie bereits 35 Jahre Beitragszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung nachweisen können.

Bei Akademikern die regelmäßig erst ab dem 25. Lebensjahr beginnen zu arbeiten, dürfte die Berufsunfähigkeit nicht vor dem 60. Lebensjahr eintreten, sonst wäre ein früherer Altersrentenbeginn laut heutigen gesetzlichen Regelungen erst mit 67 möglich. Auch wenn Sie Ihre Altersrente früher in Anspruch nehmen würden, müssten Sie mit lebenslangen Abschlägen von bis 14,4 % rechnen. Bei einer gesetzlichen Rente von 1.500 € wären das immerhin 216 € an Abzügen. Wenn Sie sich richtig gegen Berufsunfähigkeit versichern wollen, dann sollte der höhere Beitrag, der bis zum 67. Lebensjahr im Vergleich zu kürzeren Laufzeiten fällig wird, in Kauf genommen werden.

Erfahrene Anbieter wählen

Nicht jeder Versicherer, der gute Vertragsbedingungen vorhält, hat auch Erfahrung auf dem Gebiet. In Zeiten, in denen sich klassische Rentenversicherungen nicht mehr so gut verkaufen lassen, suchen die Anbieter nach alternativen Produkten und landen nicht selten bei der Berufsunfähigkeitsversicherung.

Achten Sie beim Abschluss deshalb darauf, dass der Anbieter eine entsprechende Expertise in dem Bereich vorweisen kann. Gut erkennt man das an der Anzahl bereits abgeschlossener Verträge, den Prozess- und Leistungsquoten und zu welchem Zeitpunkt der erste Tarif auf den Markt gekommen ist. Zudem ist es sinnvoll, die finanzielle Ausstattung des Versicherers unter die Lupe zu nehmen, damit Sie künftig nicht mit hohen Beitragsanpassungen rechnen müssen.

Fazit

Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Sie sich an einen Berater mit Erfahrung wenden.

Im Idealfall ist das ein freier Versicherungsmakler oder ein Versicherungsberater. Mit Hilfe des Beraters können Sie bei Bedarf eine anonyme Risikovoranfrage durchführen, wenn Sie in den letzten Jahren vor dem Abschluss bei Ärzten waren oder höheren Risiken in Freizeit oder Beruf ausgesetzt sind.

Wichtig ist vor allem, dass Sie die Tarife vergleichen, sonst bezahlen Sie zu viel für den Schutz, der von Haus aus eh schon zu den teuersten, aber auch wichtigsten Versicherungen, für Privatkunden zählt. Achten Sie darauf, dass der Tarif entsprechende Dynamikbausteine enthält und der Anbieter eine hohe Expertise vorweisen kann. Dann sollte dem Abschluss nichts mehr im Wege stehen.

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