Fairr.de ist ein vergleichsweise junges Portal, das als Finanzanlagevermittler verschiedene Produkte im Bereich der Altersvorsorge vertreibt. Dazu gehören die Rürup-Rente Fairr Rürup, Fairrflex als Vermögenssparplan, Fairrbav als betriebliche Altersvorsorge und die Riester-Rente als Fairr Riester. Wer Finanzanlagen vermittelt, braucht auch ein Unternehmen, der die Finanzprodukte auflegt und auch tatsächlich anbietet. Es war wohl nicht leicht für den Finanzanlagenvermittler fairr.de, für das Produkt Fairr Riester einen Versicherungspartner zu finden. Nun steht es fest: Der Versicherungspartner von fairr.de heißt myLife Lebensversicherung AG mit Sitz in Göttingen, über die die zukünftigen Renten, auch die FairrRiesterRente ausgezahlt werden sollen. An dieser Stelle stellen sich eine Reihe von Fragen, die nachfolgend beantwortet werden:
- Wer ist fairr.de?
- Wer ist die myLife Lebensversicherung AG und
- wie ist Fairr Riester zu bewerten?
Wer ist fairr.de?
Fairr.de ist ein Vertrieb einer Privatbank, der in Hamburg ansässigen und 1921 gegründeten Max Heinrich Sutor oHG. Das Unternehmen vertreibt Produkte nach § 34 f GewO (Gewerbeordnung), bei denen es sich bislang um Sparpläne auf Investmentfonds und Einmalanlagen in Investmentfonds handelt. Vermittler von Finanzanlageprodukten schulden Interessenten ihrer Produkte sowie potenziellen Kunden, die sich zum Abschluss einer Anlage entscheiden, eine vom Gesetzgeber geforderte Geeignetheits- und Angemessenheitsprüfung. Beide Prüfungen sind Teil der seit 2007 geltenden MiFID, der Richtlinie 2004/39/EG, die kurz und bündig Finanzmarktrichtlinie genannt wird und deren Ziele ein verbesserter Anlegerschutz, eine Intensivierung des Wettbewerbs und die Harmonisierung des europäischen Finanzmarktes sind. Zu den wesentlichen Bestimmungen zum Anlegerschutz gehören die Geeignetheits- und Angemessenheitsprüfung. Inhalt der Richtlinie ist auch die Dokumentationspflicht, die vorschreibt, dass alle Finanzmarktgeschäfte dokumentiert und archiviert werden müssen. Fairr.de lässt sich als Vorreiter in Sachen Verbraucherschutz und bezüglich seiner innovativen Vorsorgeprodukte feiern und das, obwohl aus Sicht des Anbieters die bereits beschriebenen Verbraucherrechte entbehrlich sind, weshalb sie komplett ausgeschlossen werden – das widerspricht der Namensgebung des Unternehmens, da es weit von einem fairen Verhalten entfernt ist.
Gehen Sie mal auf Google und geben in der Suche „Sutor Bank“ ein und lesen Sie die vielen Artikel und Bewertungen von Verbrauchern über die Produkte der Sutor Bank. Sie werden erstaunt sein, mehr sage ich dazu nicht.
Wer ist die myLife Lebensversicherung AG?
Es stellt sich auch die Frage, wer die myLife Lebensversicherung AG ist, die fairr.de für Fairrriester nun als Finanzpartner an seine Seite geholt hat. Wer sich auf Spurensuche nach diesem Versicherer begibt muss feststellen, dass die Informationen auch im Netz vergleichsweise dünn gesät sind. Als einziger Lebensversicherer bietet die myLife Lebensversicherung AG ihren Kunden in Deutschland ausschließlich Netto-Tarife an. Das sind Tarife, die keine vertrieblichen Abschlusskosten und auch keine einkalkulierten Provisionen enthalten. Die Vergütung des Finanzberaters erfolgt auf der Grundlage eines Honorars, das mit dem jeweiligen Kunden individuell ausgehandelt wird. Die myLife Lebensversicherung präsentiert sich als Vorreiter auf dem Weg zu einer modernen und transparenten Versicherungs- und Vorsorgeberatung und weist darauf hin, dass sich die Transparenz ihrer Produkte über die Vergütung des Vermittlers bis zu den in den Produkten enthaltenen Kosten erstreckt.
(Quelle: Softfair Analysesoftware)
Zu klein? – Reichen die Größe und die Marktanteile der myLife Lebensversicherung AG aus, um Fairrriester gewinnbringend und langfristig zu managen?
Tatsächlich taucht die myLife Lebensversicherung AG in drei von vier wichtigen Ratings für Lebensversicherer bislang nicht auf (Link). Nach Angaben des unabhängigen, im Taunus ansässigen Analysehauses Morgen & Morgen verwaltete ein Lebensversicherer im Durchschnitt deutschlandweit im Kalenderjahr 2013 weit über 40 Milliarden Euro. Dem stehen die Zahlen der myLife Lebensversicherung AG gegenüber, die im selben Jahre gerade mal 87 Millionen Euro an Kapitalanlagen verwaltete.
Eine noch eindeutigere Sprache sprechen die Zahlen, die die Marktanteile beschreiben:
(Quelle: Morgen&Morgen)
Die Analyse des Bilanzjahrgangs 2013 für die myLife Lebensversicherung AG stimmt nachdenklich. Grundsätzlich gibt es auch kleinere, mittelständische Versicherer, die nicht selten deutlich besser, zuverlässiger und gewinnbringender arbeiten als so manche Branchenriesen. Dennoch stellt sich die Frage, ob die myLife Lebensversicherung AG angesichts dieser Zahlen tatsächlich in der Lage ist, die ihr gestellte Aufgabe umfassend zu erfüllen. Als Verbraucher wünscht man sich für die Altersvorsorge einen stabilen Partner, der nachweislich über einen langen Zeitraum gute und vor allem stabile Ergebnisse nachweisen kann.
Inlife Holding Deutschland übernimmt myLife Lebensversicherung AG
Im Juni 2018 wurde bekannt gegeben, dass die myLife Lebensversicherung AG, welche für die Verrentung der Fairr Riester Rente zuständig ist, mal wieder den Besitzer wechselt. Nachlesen können Sie das im Beitrag vom Versicherunngsbote, welcher hier verlinkt ist:
Die Frage die Sie sich dabei stellen müssen lt.: Wem gehört die myLife Lebensversicherung AG in 20-30 Jahren wenn Sie in Rente gehen und kann die myLife die hohen Rentenversprechungen aufgrund des Rentenfaktors wirklich einhalten?
Altersvorsorge hat sehr viel mit Vertrauen zu tun und meiner Meinung nach ist das bei der Fairr Riester Rente nicht gegeben, aber entscheiden müssen Sie das ganz alleine, ob dieser Riester Tarif zu Ihnen passt oder nicht.
Ist Fairrriester zu teuer? – hohe Abschlusskostenquoten, hohe Verwaltungskostenquoten und hohe Stornoquoten
(Quelle: Morgen&Morgen)
Fairr.de bewirbt seinen Partner, die myLife Lebensversicherung AG vor allem damit, dass es sich gerade im Hinblick auf die FairrRiesterRente um einen günstigen Anbieter handelt. Auch der Versicherer selbst gibt sich futuristisch und bewirbt sein Produkt im eigenen Geschäftsbericht aus dem Jahr 2014 damit, dass die FairrRiesterRente die Lösung “der nächsten Generation” sei. Es handele sich um eine “fondsbasierte Versicherung”, die nicht nur “steuerlich attraktiv” sei, sondern auch “ohne Abschlussprovisionen, ohne laufende Provisionen” und “ohne Stornokosten” auskommt. An dieser Stelle muss man sich fragen, wie diese Aussagen mit der Tatsache zusammenpassen, dass rund 30 Prozent der im Jahr 2013 gebuchten Bruttobeiträge Abschlusskosten sind. Das ist ein stolzer Wert, mit dem sich der Versicherer als ein Unternehmen präsentieren kann, das eine der höchsten Abschlusskostenquoten am Markt erzielt hat. Das ist insoweit erklärungsbedürftig, weil es den bisherigen Aussagen über die Lösungen der Zukunft im Geschäftsbericht entgegensteht. Gleiches gilt für die laufenden Kosten in einem Vertrag. Diese sogenannte Verwaltungskostenquote war im Jahr 2013 doppelt so hoch wie der Durchschnitt aller im Bundesgebiet untersuchten Lebensversicherungen. So wundert es nicht, dass auch die Stornoquote im selben Jahr überdurchschnittlich hoch war.
Abenteuerlicher Rentenfaktor leitet die Kehrtwende für die Fairr Riester Rente ein
Lebens- und Rentenversicherer sind verpflichtet, ihrem Kunden mit Vertragsschluss die Höhe der späteren Rente in einem gewissen Umfang zu garantieren. Der Garantiezins wird für die gesamte Laufzeit vom Bundesfinanzministerium festgelegt. Das bedeutet, dass die Garantierente der Versicherer deshalb in der Höhe variieren, weil der Versicherer die für Verwaltung und Vertrieb aufgewendeten Kosten von den Einzahlungen abzieht. Es ist allerdings nicht zwingend erforderlich, die Höhe der Garantierente als konkreten Geldbetrag auszuweisen. Stattdessen ist auch die Angabe eines Rentenfaktors möglich, der angibt, wie hoch die spätere monatliche Rente ausfällt, und zwar pro 10.000 Euro Vertragsguthaben (Hier können Sie mehr über den Rentenfaktor lesen auf meinem Blog: Link).
Während die myLife Lebensversicherung AG als Partner von fairr.de von einer stetig steigenden Lebenserwartung der Versicherungsnehmer ausgeht, hat fairr.de entgegen dieser realen Entwicklung in dem Produkt Fairr Riester eine viel zu hohe Garantierente ausgewiesen. Die steht nicht nur der Realität entgegen, sondern auch der Haltung des Partners myLife Lebensversicherung AG, die aufgrund der steigenden Lebenserwartung von einer bedeutend geringeren Rentenleistung von Fairrriester ausgeht, weil länger gezahlt werden muss.
Nachdem beide Unternehmen aufgrund der direkten Zusammenarbeit eng miteinander verflochten sind, muss davon ausgegangen werden, dass fairr.de in Verbindung mit der FairrRiesterRente mit den Rechnungsgrundlagen des Lebensversicherers myLife einverstanden ist. Dementsprechend hat fairr.de den garantierten Rentenfaktor von Fairrriester für einen heute 30-Jährigen mit Rentenbeginn zum 67. Lebensjahr mit lediglich 29,58 Euro pro 10.000 Euro angespartem Kapital beziffert (Stand: August 2015). Tatsächlich wird dieser Sachverhalt entgegen der auf den Webseiten hervorgehobenen Transparenz von Fairrriester im Angebotsrechner nicht offen sichtbar, wobei davon auszugehen ist, dass Verbraucher dieses “Versteckspiel” durchschauen. Schon jetzt ist absehbar, dass der Versicherer myLife in naher Zukunft auf der Grundlage neuer Sterbetafeln niedrigere Garantierenten ausweisen wird. Dann darf man gespannt sein, wie die Reaktion des Unternehmens in Bezug auf Fairr Riester Rente ausfallen wird.
Tatsächlich gilt der garantierte Rentenfaktor in dieser Höhe bei der FairrRiesterRente nur dann, wenn der Versicherte ohne die Option der Hinterbliebenenrente abgeschlossen hat. Dementsprechend fällt der garantierte Rentenfaktor entsprechend höher aus. Das bedeutet, dass im Falle eines unvorhergesehenen Todes der Ehefrau oder des Ehemanns einen Monat nach Eintritt in das Rentenalter der überlebende Partner jeweils komplett leer ausgeht. Der einzige, der davon profitiert, ist die myLife Lebensversicherung AG. Wer sich allerdings für den Hinterbliebenenschutz beim Abschluss von Fairr Riester entscheidet, wird schnell erkennen, wie sehr sich die zu erwartende Garantierente reduziert.
Übernahme von faire durch Raisin
Im August 2019 wurde bekannt gegeben, dass das Berliner Unternehmen Raisin, welches im deutschen Sprachraum als Weltsparen bekannt ist, fairr übernommen hat.
Hier der Link zur Pressemitteilung: Pressemitteilung
Allerdings ist Raisin mit dem Kauf von Fairr in die sog. “Riester-Falle” getappt, wie Sie hier nachlesen können:
Fairr Riester-Fondssparplan muss wegen Corona Reißleine ziehen
Kunden des Berliner Finanz-Start-up Fairr müssen massive Eingriffe bei Riester-Fondssparplänen hinnehmen. Im Zuge des Coronacrashs wurden für sie vorläufig alle Aktien verkauft, ohne das diese sich dagegen wehren konnten. Was dahintersteckt können Sie in diesem Artikel nachlesen:
Rückfragen zur Fairr Riester Rente
Wenn Sie dazu weitere Fragen oder div. Angebote zur Riester Rente wünschen, senden Sie mir bitte eine E-Mail zu ([email protected]) oder nutzen mein Kontaktformular.
Das könnte Sie auch interessieren zur Riester Rente auf meinem Blog:
- Riester Rente Steuererklärung
- Riester Banksparplan wirklich ohne Kosten?
- Kostenanalyse und Test der fondsgebundenen Riester Rente der AachenMünchener
- Übersicht aller Beiträge zur Altersvorsorge
- Warum ist ein harter Rentenfaktor unglaublich wichtig bei einer fondsgebundenen Versicherung?
- Shoppen für die Rente – die neue Art der Altersvorsorge
3 Antworten
Hallo Herr Mahling,
bis ich in Ihrem Artikel über MyLife gelesen habe, war ich der Meinung, ich hätte jetzt endlich eine vernünftige, transparente und preiswerte Riesterlösung (direkt bei MyLife, nicht über Fairr) gefunden. Dem war dann leider nicht so. Nachdem ich nun das halbe Internet durchsucht habe, bin ich als Verbraucher fast schon “verzweifelt”. Wie soll man da überhaupt noch den Übergblick behalten, geschweige denn ein “gutes” Produkt auswählen können (wenn schon verbrauchernahe Portale wie finanztip.de die fairr-riester-rente empfehlen und man im Verlauf weiterer Recherchen feststellt, dass es da erhebliche Bedenken gibt). Auslöser für meine Suche war die letzte Information zur Wertentwicklung meines bestehenden Riestervertrages (bei der Zurich). Da ist mir dann doch die Hutschnur geplatzt: Sage und schreibe fast 23% dessen, was ich im Jahr 2016 eingezahlt habe bzw. was ich an Zulagen erhalten habe, gehen für Abschluss-/Vertriebs- und Verwaltungskosten drauf. Frei nach dem Motto “Das kann`s ja nicht sein!” habe ich mich auf die Suche gemacht… und muss ernüchtert feststellen, ich finde nichts! Man gegewinnt den Eindruck, die vom Staat als Förderung für Altersvorsorge gedachte Lösung geht fast 1:1 durch an die Versicherungskonzerne. In der Hoffnung, dass Sie vielleicht akzeptable Lösung haben oder zumindest den Weg aufzeigen können verbleibe ich mit besten Grüßen. Sie erreichen mich unter obiger Webadresse bzw. per Funk unter 0151-58976890.
Mit besten Grüßen aus Berlin
Frank Brehm
Werter Herr Brehm,
bei Ihnen sind es nur 23 %. Bei mir sind im Jahr 2016 von 154 Euro staatlicher Zulage fast 115 Euro an Kosten an die Zurich und den DWS geflossen. Durch die geänderte Darstellung der laufenden Fondskosten (nicht mehr in der Fondsentwicklung, sondern in den Verwaltungskosten) war das immens. Erklärung erhielt ich auch erst nach Nachfrage. Vertrag besteht seid 2010.
Stand 15.07.2017 bin ich mit denen (Stand 31.12.2016) investierten DWS-Fonds tief im Minus und ich bin ein Kleinsparer, mit kleinem Einkommen. Da zählt jeder Euro.
Ich habe nun die Reißleine gezogen – ob das richtig war, weiß ich nicht, allerdings bin ich (noch) mit meinem Vertrag im Plus.
Auch wenn da sicher viele aufgeregt schreien, ich habe mich aber zu einem Wechsel über Fairr in das Produkt “FairrRelax” entschieden. Niedrige Kosten, annehmbare Verzinsung die mir vollkommen ausreicht und mit der ich leben kann. Ich vertrauen da einfach mal “MyLife”.
Was die Zurich / DWS aber hier (sicher nicht als einzige treibt) ist schon unverschämt. Ich bin mit einer Restlaufzeit von mehr als 25 Jahren fast nur noch in Rentenfonds investiert und die laufen schlecht, sehr schlecht. Selbst der als Wertsteigerungskomponente angepriesene DWS001 hat auch nur noch einen Aktienanteil von 70 %. Ich für meinen Teil will nur noch von der Zurich / DWS weg, weil ich es schlicht leid bin, wie eine melkende Kuh behandelt zu werden.
ich habe mich auf intensive Spurensuche nach der Herkunft von myLife gemacht und das Ergebnis möchte ich mit dem Hinweis: Vorsicht! mitteilen. Wurzel von myLife ist die Göttinger Gruppe aus dem grauen Kapitalmarkt, die mit einer Milliarden-Insolvenz einen der größten deutschen Anlegerskandale verursachte mit Totalverlusten bei den Kleinanlegern, die vom Insolvenzverwalter mit Nachschusspflichten in Anspruch genommen wurden.
Unter dem Namen Gutingia wurde die Göttinger Gruppe vom belgisch/niederländischen Finanzkonzern Fortis übernommen, 2011 ging das Unternehmen an den Finanzinvestor Augur und erhielt 2012 den aktuellen Namen myLife.
Bei myLife habe ich zunächst vergeblich versucht, ein Angebot für eine Sofortrente gegen Einmalzahlung einzuholen. Per E-Mail wurde mir mitgeteilt, dass die Nettotarife nur Honorarberatern zugänglich sind. Ein zweiter Anlauf über myPension war dann erfolgreich, ein Angebot wurde mir zugeschickt.